Ein ziemlich langweiliger Montag in Hamburg. Der gewohnte
Gang zum Briefkasten auf dem nach Hause weg. Zwischen Rechnungen und
Werbeprospekten ein Brief meiner Bacheloruni und plötzlich fühle ich mich alt.
Es ist eine Alumni Einladung. Für mich? Richtig. Für mich,
die von der immer alle dachten, dass sie bestimmt irgendwann abbricht. Nicht
durchhält. Aufgibt. Pustekuchen.
Zwar habe ich es nicht in den vorgegebenen anvisierten sechs
Semestern geschafft, sondern in acht, aber ich habe es geschafft. Mit dem wohl
schlechtesten Schnitt, den man sich vorstellen kann. ABER: geschafft ist
bekanntlich geschafft und eine Alumni Einladung zeigt doch, dass man mich genau
so wertschätzt, wie die 1-er Absolventen, die Überflieger und Superstreber.
Dieser Abschluss liegt mittlerweile so weit in der
Vergangenheit, dass ich mich kaum noch daran erinnern kann, wie es war eine
Bachelor Studentin zu sein zwischen lauter blonden Pferdefreundinnen und
Glamourleserinnen. Eben diesen Girls, die ihre Handtaschen auf dem Unterarm statt
über der Schulter tragen.
Damals, als sich alles irgendwie so unglaublich anfühlte,
weil es keineswegs so war, wie ich es mir durch all die Filme und Serien ala
Gilmore Girls ausgemalt hatte. Keine coolen Lorelais, die massenhaft Essen
bestellten und alle aus dem Wohnheim zum Verkosten einluden, keine Schlafanzüge
in der Mensa oder witzige Studentenverbindungsnamen- und abkürzungen.
Vielleicht war mein Studienort dafür aber auch einfach zu
klein, denn gefeiert haben wir trotzdem, als gäbe es keinen Morgen und den gab
es immer. Auch nach einer durchzechten Nacht und dem Unikurs mit
Anwesenheitspflicht am nächsten Morgen um acht.
Ich kann mich noch daran erinnern, als wir in der „langen
Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ nachts um 23 Uhr in der Uni saßen und
alles verfluchten, zwischen Haribo-Tüten und Monster-Energy-Dosen. Als unsere
Worddateien vor Verzweiflung schrien, weil die Seitenanzahl einfach nicht
wuchs, aber unsere Panik vor der Abgabe am nächsten Tag um 23:59 Uhr.
Oh Bachelor-Zeit, du hast mir so viel gebracht, neben
grauen Haaren und viel Chaos, doch eine schöne Zeit mit tollen Menschen, von
denen ich heute sogar noch eine in meinem Leben habe. Auch wenn es eben so ist,
dass das Leben uns zerstreut hat.
Was ich jemandem raten würde, der noch davor steht?
Niemals den Mut verlieren! Nicht einschüchtern lassen!
Niemals aufgeben!
Wenn du es an die Uni geschafft hast, dann wirst du
verdammt nochmal auch mal deinen Abschluss schaffen, wenn du es nur wirklich
willst.
Wenn deine Kommilitonen dich schon zu Beginn des
Semesters mit Lernplänen und Prüfungsdruck stressen, dann lass dich davon nicht
anstecken, jeder hat sein Tempo und manchmal darf man Prüfungen, Abgaben und
Vorträge auch verschieben, denn nie niemals sollte du dich durch andere unter
Druck setzen lassen, dass bringt denen nichts und dir am allerwenigsten.
Wenn dir andere ihre Ergebnisse auf’s Auge drücken, dann
is‘ schön, aber man muss sich nicht an anderen Messen oder mit anderen
vergleichen. Und wenn XY grad eine 1,0 hatte in der Prüfung, die du mit Bravour
gerade so mit 4,0 bestanden hast, so what. Der Tag wird kommen, wo auch du ein
ähnliches Ergebnis einfährst und dann ist die Freude umso größer. Lass dir das
von einer sagen, die immer mehr schlecht als recht abgeschlossen hat. Menschen
interessieren sich nämlich im Grunde gar nicht für deine Ergebnisse, sondern
nur, ob sie besser waren als du und dieser Gesellschaftsdruck ist genauso
unnötig, wie das Gestresse in der Lernphase oder wer schon welche Hausarbeit
wann abgegeben hat.
Denk immer an dich. Halte dir dein Ziel vor Augen und
verdammt noch mal: Vergiss niemals, dass das Leben nicht nur aus Uni und
studieren besteht, sondern gerade das Uni-Leben auch aus Kontakten,
Freundschaften, durchtanzten Nächten mit schmerzenden Füßen und verkaterten
Besuchen der Vorlesungen am nächsten Tag.
Be your best self und nichts anderes zählt. Vergiss das
nie. Und jetzt ein Glas Wein, das macht man doch so als Bachelor Alumni, oder?
Cheers Liz